Das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer hautnah erleben

Butjadingen hat mit 35 km fast die längste Küstenlinie am UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer.
Bei einem flotten Spaziergang (ca. 5 km/h) benötigt man ca. 7 Std. um von einer Seite Butjadingens zur anderen Seite zu gelangen – natürlich am Wasser entlang.
Lernen Sie mit unseren geschulten Gäste- und Wattführern diese Einzigartigkeit vor der Nordseeküste kennen!

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Wattenmeer

So fällt die Wanderung nicht ins Wasser

Von Merle Ullrich

Alleine ins Watt zu gehen ist nicht verboten, sondern oft ein tolles Erlebnis. Wattwanderer sollten aber einige Hinweise beachten.

Butjadingen Wie schnell der Spaß an einer Wattwanderung vergehen kann, haben die beiden jüngsten Einsätze der Rettungskräfte im Wattenmeer gezeigt. Am 20. April mussten zwei Wattwanderer durch einen Hubschrauber mit der Winde aus dem knietiefen Wasser von einer Sandbank gerettet werden. Am vergangenen Sonntag, verweigerten zwei Wattwanderer die Rettung durch den Hubschrauber und sorgten damit für Diskussionen. Damit die Wattwanderung ein Vergnügen bleibt, gibt Wattführer Matthias Schulz hilfreiche Tipps.

 Geführte Wanderung

An zwei Stellen in Butjadingen werden Wattwanderungen angeboten, nämlich in Tossens (mit Mischwatt, aber es gibt dort mehr Wattführer/innen) und in Eckwarderhörne (dort ist das Watt angenehmer, da Sandwatt und weichere Muscheln, die weniger eine Verletzungsgefahr darstellen). INFO allgemein: 04733/ 929310, für Eckwarderhörne 0171/3151155.

 

Einer von mehreren Vorfällen von Rettungsmaßnahmen in letzter Zeit:

Ein vor zwei Jahren heftig diskutierter Einsatz im Watt Tossens  mit einer Verweigerung der Rettung von Wattwanderern, die bei auflaufendem Wasser weit im Watt entdeckt wurden und Beobachter die Rettung alarmierten.

Der Fall der verweigerten Rettung im Watt am Wochenende wird zurzeit stark diskutiert. Jochen Oesterle, „Wir sind da, um Sprecher der ADAC-Luftrettung stellt klar: Menschen aus gefährlichen Situationen zu retten. Das ist unser Job. Das steht im Vordergrund“.

Dass schon einmal jemand die Rettung verweigert hat, daran könne sich jedoch auch der leitende Hubschrauberarzt nicht erinnern, teilt der Sprecher der Luftrettung mit.

Den Einsatz von Hubschrauber Christoph 26 im Watt vor Tossens am Wochenende wird die Rettungsmannschaft wohl als „Fehleinsatz“ verbuchen müssen, sagt Jochen Oesterle. Durchschnittlich fünf Einsätze im Watt habe die ADAC-Luftrettung pro Jahr.

Während Wattführer Matthias Schulz am Dienstag mit der Tossenser Feuerwehr diskutierte, ob man in Gefahr geratene Wattwanderer zwingen solle, sich retten zu lassen, schließt Jochen Oesterle diese Möglichkeit aus. „Wir können niemanden zwingen, weil das lebensgefährlich für alle im Hubschrauber werden könnte“, sagt er deutlich. Denn wenn die Personen anfangen im Hubschrauber zu randalieren, bringt das alle Insassen in Gefahr. „Wir haben nur die Möglichkeit, aufzuklären und gegebenenfalls auf Standby zu bleiben und wenn sich die Sache zuspitzt, erneut herbei zu eilen“, sagt Jochen Oesterle.

Ein Hubschraubereinsatz kostet einige Tausend Euro, sagt Jochen Oesterle. Die tatsächlichen Kosten hingen jedoch unter anderem von Flugzeit und Länge des Einsatzes vor Ort ab, sagt der ADAC-Sprecher weiter.

Grundsätzlich sei es nicht verboten, allein im Watt auf Entdeckungstour zu gehen, sagt er. „Ich möchte niemandem davon abraten oder es sogar verbieten. Wenn man ein paar Dinge beherzigt, ist eine Tour auch alleine ein tolles Erlebnis.“

 

Es gibt aber einige Dinge zu beachten.

 

1.) Priele

Wattwanderer sollten niemals alleine einen Priel im Watt durchqueren. Wenn die Flut kommt, laufen diese Priele zuerst voll – und das mit Geschwindigkeiten von bis zu 15 Kilometer pro Stunde. Das sei das dreifache einer Gegenstromanlage im Schwimmbad, warnt Matthias Schulz. Durchschwimmen ist hier nahezu unmöglich.

 

2.)  Niedrigwasser

Eine Wattwanderung sollte niemals nach Niedrigwasser begonnen werden, warnt der erfahrene Wattführer. Niedrigwasser heiße zwar „Wasser weg“ – aber die Flut setzt sofort nach dem niedrigsten Wasserstand ein, warnt Matthias Schulz. Wer bei Niedrigwasser startet, läuft genau in die Flut hinein – der schlechteste Zeitpunkt überhaupt.

 

3.)  Flut

Das Wasser vor der Küste in Butjadingen steigt etwa alle 20 Minuten einen halben Meter – dort wo Wattwanderer bei Niedrigwasser stehen können, herrschen bei Hochwasser Wassertiefen um 3,80 Meter.

 

4.)  Seenebel

Das Wetter an der Nordsee schlägt binnen Minuten um – aus einem sonnigen Tag wird in kürzester Zeit diesiges Wetter, es entsteht Seenebel mit Sichtweiten von unter zehn Metern – man läuft im Kreis und findet nicht wieder zurück. Sobald Nebel aufzieht, sollten Wattwanderer sofort das Watt verlassen.

 

5.)  Gewitter

Aufziehende Gewitter kommen teilweise mit 80 Kilometern pro Stunde. Im Watt sind Wattwanderer der höchste Punkt und es besteht Lebensgefahr. Wenn Wanderer vom Gewitter „überrascht“ werden, sollten sie auf keinen Fall rennen, sondern die Füße so dicht wie möglich aneinander stellen, in die Hocke gehen und so klein wie irgendwie möglich machen. Gruppen sollten sich einzeln großflächig im Watt verteilen – nicht als Gruppe zusammenstellen, sagt Matthias Schulz.

6.)  Unterkühlung

Die Faustregel zur Unterkühlung besagt „Die Überlebenszeit ist die Wassertemperatur in Minuten“, erklärt Matthias Schulz – stürzen Wattwanderer bei kalten Temperaturen ins Wasser, sollten sie so schnell wie möglich Schutz suchen. Sind sie weit vom Ufer entfernt, sollten sie einen Notruf absetzen.

 

7.)  Immer abmelden!

Ein Tipp der immer wieder belächelt wird: Vor der Wattwanderung sollten sich die Wanderer bei Vermieter, im Restaurant am Strand oder wo auch immer abmelden und vereinbaren, sich zurück zu melden, wenn sie wieder da sind. Das kann im Ernstfall Leben retten.

 

8.)  Sonnenuntergang

Ein Sonnenuntergang im Watt ist romantisch – aber lebensgefährlich, wenn Wattwanderer zu weit draußen sind. Nach Sonnenuntergang wird es dunkel – und das schnell, warnt Matthias Schulz. Bei Dunkelheit verliert man leicht die Orientierung und das Watt ist nicht beleuchtet.

 

9.)  Notruf

„Mir kann nichts passieren, ich habe ein Handy dabei“, diesen Satz höre ich regelmäßig – und das ist vollkommener Unsinn“, sagt Matthias Schulz. ein schwacher Akku oder ein schlechtes Netz könne Probleme bereiten.

Wenn die Flut einsetzt und Wattwanderer bis zum Bauch im Wasser stehen, weil sie einen Priel durchqueren wollten, „ist das Handy in der Hosentasche nur noch wertloser Elektroschrott. Auch keine wasserdichten Handys – diese sind nicht salzwasserbeständig.“, warnt Matthias Schulz. Er rät: Wer vom auflaufenden Wasser eingeschlossen wird, sollte sofort den Notruf 112 wählen.

 

10.) Das Wichtigste: WANN soll / kann man bzgl. der zu beachtenden

Flut ins Watt? Möglichst (immer) ZWEI Stunden VOR Niedrigwasser

BIS 30 Minuten NACH Niedrigwasser, d.h. der Wattwanderer hat zweieinhalb Stunden Zeit, sich mitten im Watt und Weltkulturerbe aufzuhalten und das Naturwunder hautnah zu erleben.