Rezepte und Gebrauchsanleitungen
"Äten un Drinken holt Liv un Seel tosomen"
Landestypische, regionale Küche ist ja nun mal so eine Sache: Nicht jeder, der die Nordsee schön findet, muss auch "Grünkohl mit Pinkel", "Labskaus" oder "Grüne Bohnen mit Birnen" mögen.
Ärgerlich ist's aber, wenn Sie nach dem Motto "Wat de Buuer nich kennt, dat freet he nich" (Für weniger Sprachkundige: "Was der Landwirt nicht kennt, das mag er auch nicht verspeisen") verfahren und dadurch vielleicht echte kulinarische Genüsse verpassen, einfach nur, weil Sie sich nicht getraut haben, die regionale Küche zu probieren.
Deshalb hier ein paar Angaben zur landestypischen Gerichten.
Aber noch eine Sache vorweg:
Selbstverständlich bekommen Sie überall auch "gängige" Gerichte. Aber wenn Sie Glück haben, gibt's auch mal was regional Besonderes, vielleicht auch bei einer privaten Einladung.
Hier wollen wir Ihnen die eine oder andere Besonderheit vorstellen - besonders jene Sachen, die erfahrungsgemäß beim einen oder anderen Gast Skepsis auszulösen pflegen.
Alle unsere Gerichte kann man so oder so zubereiten - aber auch ein Schnitzel mit Kartoffeln und Kaisergemüse schmeckt ja nicht in jedem Restaurant genauso.
"Grünkohl mit Pinkel"
ist mit das Beste, was die regionale Küche zu bieten hat - großartig, wenn er richtig zubereitet wurde, aber nicht überall gleich gut.
Die wichtigsten Bestandteile sind verschiedene Sorten Fleisch. Ausserdem sollte auch Kohl dabei sein und Salz- (besser Pell-)Kartoffeln oder gelegentlich auch Bratkartoffeln.
Der Kohl wird nicht so "suppig" serviert, wie in einigen anderen Regionen, sondern darf ziemlich fest bzw. trocken sein. Er hat weder von der Konsistenz noch vom Geschmack her irgendwas mit Spinat zu tun, sondern schmeckt so herzhaft wie das (mitgekochte!) Fleisch.
An Fleisch gibt es Kassler (Kotelett bzw. Nacken), frischen und geräucherten Bauchspeck, Kochwurst und eben "Pinkelwurst" - eine ganz besondere Wurst, speziell gewürzt und ziemlich fett, ein wenig an "Grützwurst" erinnernd. Im Idealfall gibt's von allem unbegrenzt viel.
Grünkohl wird nur im Winter serviert - der Kohl muss Frost gehabt haben, um das richtige Aroma zu bekommen. Vorher gibt's einen langen (!) Spaziergang bei möglichst kaltem Wetter, während des Essens
viel "Korn" und Bier, nach dem Essen sind Sie "pappsatt" und machen gar nichts mehr...
Kohlfahrten
sind gesellige Veranstaltungen, wo das alles in größeren Gruppen stattfindet: Sie sehen die Teilnehmer in Gruppen von ca. 8 bis 40 Teilnehmern, oft mit einem Handwagen (für den "Korn") und Eierbechern um den Hals (auch für den "Korn"...). Nicht selten wird bei diesen Wanderungen auch geboßelt.
"Krabben"
in jeder Form, auf Vollkornbrot, mit spezieller Sauce, auf der Fischplatte, mit Pellkartoffeln und Quark.....
Offiziell heißen die Tierchen "Garnelen", sie gehören zu den Krebsen und werden immer gekocht gegessen: Die Krabben werden sofort nach dem Fang gekocht und was der Fischkutter anlandet, ist schon das fertig zubereitete Tier - Sie müssen es "nur" noch auspulen. "Krabbenpulen" ist nicht einfach: Man muss an der richtigen Stelle ansetzen, um das Fleisch aus der Schale zu lösen. Mit ein bisschen Übung geht's aber ganz gut - auch wenn Sie wohl kaum so schnell sein werden, dass Sie an den Weltmeisterschaften (!) teilnehmen können.
Frische Krabben sind nicht zu vergleichen mit Tiefkühlware: Wenn Ihnen die TK-Krabben vom Discounter nicht geschmeckt haben, dann gehen Sie während Ihres Nordsee-Urlaubs einfach mal ins Fischgeschäft oder gar direkt in den Hafen und holen sich ein Kilo ungepulte - das ergibt ca. 200 g Krabbenfleisch.
Genauso wie Austern gibt es die leichtverderbliche Ware übrigens nur in den Monaten mit "R" - von Mai bis August ist es zu warm.
"Labskaus"
(seltener: Lapskaus) ist ein typisches Seemannsgericht. Es besteht im wesentlichen aus Pökelfleisch (meist vom Rind) oder Corned Beef, Kartoffeln, eingelegtem Fisch (normalerweise "Matjes"),
Zwiebeln und Roter Bete, evtl. auch Gewürzgurken - also aus Zutaten, die man "früher" eigentlich immer an Bord hatte. Das Gericht für Seefahrer und Matrosen entstand in der Zeit der großen
Segelschiffe und fehlt heute auf keiner Speisenkarte traditionsbewusster norddeutscher Restaurants.
Der Begriff Labskaus ist seit 300 Jahren bekannt. Er kommt vom englischen lobs-course und bedeutet soviel wie "Speise für derbe Männer".
Labskaus ist deftig und nahrhaft, aber nicht jedermanns Geschmack: Insbes. Menschen, bei denen das "Auge mitisst", mögen sich manchmal nicht wirklich für dieses Essen begeistern.Aber gut zubereitet
schmeckt es nicht schlecht - und es ist ein Gericht, dass Sie wohl kaum woanders bekommen werden, als an der Nordseeküste.
Interessieren Sie sich für Rezept-Empfehlungen? Wir veröffentlichen interessante Rezepte, die uns "unsere" Gastronomen persönlich empfehlen, auf der Seite "Rezeptempfehlungen"
(Alle Angaben ohne Gewähr, die Seite wird ergänzt)
WUMKEN - flüssige Spezialität aus dem Butjenter Raum
Er wird als Spezialität für Butjadingen mit 32% Alkohol angeboten.
Eine Spezialität für Butjadingen, die ihren unverwechselbaren Geschmack erhält aus einem Strauß feinwürziger Kräuter, vereint im Destillat mit dem im Groden beheimateten Wumken (Strand-Beifuß Artemisia maritima). Man trinke ihn leicht gekühlt entweder pur zum Bier oder auch als Longdrink. (Jacob Jürgensen, Bremen)